Nach den Strapazen einer monatelangen Reise auf beschwerlichen Wegen nach dem wenig besiedelten Osten war für die bäuerlichen Siedler um 1150/70 nach Zuteilung des vermessenen Landes am Oberlauf des Brausebaches in der Herrschaft Drachenfels die vordringlichste Aufgabe, eine Behausung für Mensch und Tier zu schaffen. Der Wald wurde gerodet, einfache Gebäude aus Holz errichtet, auf neu angelegten Feldern meist Hafer, Roggen, Buchweizen und Lein angebaut. Kleidung und alle Gerätschaften für das Leben musste sich der Bauer selbst herstellen. Anfangs noch von den Frondiensten befreit, änderte sich dies mit dem allmählichen Anstieg der Erträge auf den neu angelegten Feldern. Die Hartmannsdorfer Bauern mussten verschiedenste Steuern und Abgaben an den Landesfürsten, an die Herrschaft und an die Gemeinden entrichten. Den größten Rückschlag brachte der dreißigjährige Krieg. Die noch überwiegend bäuerliche Gemeinde wurde um Jahrzehnte in ihrer Entwicklung zurückgeworfen. Am Ende des Krieges lagen 2/3 der Bauernhöfe wüst, lediglich die Hälfte der Einwohner war mit dem Leben davon gekommen. 1768 gibt es in Hartmannsdorf wieder 42 Bauerngüter.
Nicht nur die Bauerngüter selbst, auch die Zuwegungen dorthin prägten das Ortsbild. So gab es die Obere Hauptstraße als Straße früher gar nicht, sondern nur die Wirtschaftswege (Oberer Gutsweg und Weg hinter Dietrich, Friedemann etc. entlang), zwischen den Gütern lagen Wiesen (siehe nachfolgende Karte).
Die Industrialisierung Mitte und Ende des 18. Jahrhunderts erreichte zunächst auch die Bauerngüter, so drosch Bauer Voigt auf dem späteren Gut von Bauer Graichen im Oberdorf im Jahr 1871 als erster Bauer mit einer Dreschmaschine, die das ganze Dorf wie ein Wundertier (so der Oberlehrer Krause in den Chronik) bestaunte.
Nach und nach führte aber die Industrialisierung zu immer mehr Gründungen von kleineren und größeren Fabriken, die von der Bedeutung an Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Stärke den Bauern schnell den Rang abliefen.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es noch einmal 57 eigenständige landwirtschaftliche Betriebe, die jedoch bis 1960 unter massiven politischen und wirtschaftlichen Druck in die LPG`s „Vorwärts“ 1952, „Goldene Ähre“ 1960, „Einigkeit“ 1960 und „Frieden“ 1960 aufgehen mussten.
Nach der Wende wurden diese LPG`s aufgelöst, die darauf hervorgegangene Genossenschaft „Landgut Mühlau“ bewirtschaftete dann zunächst 900 ha in den Gemarkungen Hartmannsdorf und Mühlau und wurde Mitte der 90er Jahre in die Agrargenossenschaft „Bernsdorf e.G.“ integriert.
2021 existieren zwar viele Bauerngüter als bauliche Komplexe noch, werden aber heute meist als Wohngüter genutzt, Landwirtschaft findet wenn überhaupt noch als Nebenerwerb oder Hobby statt. Einen rein hauptwirtschaftlich betriebenes Bauerngut gibt es heute in Hartmannsdorf nicht mehr, soll aber an der Limbacher Straße Richtung Burgstädt im Bereich der Elzingteiche neu entstehen.
In den Unterrubriken versuchen wir diese Entwicklung mit Bildern wieder zu geben. Im Museum gibt es umfangreiche Abhandlungen zu einzelnen Bauerngütern, der LPG-Zeit während der DDR mit der Zwangskollektivierung, aber auch den Aufbruch nach 1990 mit vielen mittlerweile toll sanierten und modernisierten Bauerngütern.