Unternehmen

Hartmannsdorf – ein Industriedorf

Der Heimatverein besitzt eine umfangreiche Sammlung (Bilder, Dokumente, Gegenstände u.a.) zu vielen Hartmannsdorfer Unternehmen der Vergangenheit und Gegenwart, diese Unternehmen hier einzeln darzustellen ist aufgrund der hohen Anzahl an Firmen nicht möglich. Im Heimatmuseum haben wir jedoch einzelnen Firmen Ausstellungsbereiche gewidmet, die auch in Bezug auf Firmen und Inhalt ständig verändert und aktualisiert werden. Zusätzlich wird auch im Museum nach und nach durch digitale Elemente die Präsentationsmöglichkeit erweitert werden.

Nun zur Historie:

Nach dem lange Zeit die dörfliche Entwicklung und das Leben im Ort von der bäuerlichen Strukturen und Gütern geprägt worden war, setzte ab Mitte des 17. Jahrhunderts sich die Industrialisierung immer mehr durch. Begünstigt wurde dies in Hartmannsdorf vor allem durch den ca. 1857stattgefundenen wirtschaftlichen Einbruch der bis dahin hier vorherrschenden Strumpfwirkerei.

Es gelang der 1846 gegründeten Firma Moritz Voigt & Kayser (später VEB Feinwäsche), auf neuen Maschinen einen Stoff herzustellen, der sich für die Handschuhe eignete.

Bald war die Region Hartmannsdorf, Burgstädt, Limbach völlig in den Händen der Stoffhandschuhindustrie mit allen Hilfsgewerken, wie Maschinenfabriken, Nadelfabriken, Färbereien und Bleichereien, Formereien, Cartonagenfabriken und Druckereien.

Bis zum Jahre 1884 entstehen 47 Neubauten, besonders Fabrikbauten. Hartmannsdorf hat in diesem Jahr 340 Brandkatasternummer und am Ende des 19. Jahrhunderts 49 Bauernhöfe, 16 Fabriken, 2 Dampfbleichereien, 6 Färbereien, 5 Appreturanstalten, 7 Bäckereien, 4 Fleischereien, 2 Gasthöfe, 20 Gasthäuser und 282 Wohnhäuser.

1884 werden 147 Betriebe mit 1.317 männlichen und 574 weiblichen Arbeitern gezählt. In diese Zeit fällt die Gründung folgender Betriebe:

  • 1846 Fa. Moritz Voigt & Kayser
  • 1848 Bleicherei von Schrepel & Kutzschbach
  • 1863 Fa. Arno Reh
  • 1867 Fa. Hermann Kutzschbach
  • 1869 Bemmann/Voigt
  • 1871 Harzdorf & Meissner
  • 1873 Theodor Saupe, Karl Kirchhof und Wilhelm Liebert
  • 1877 Fa. Gustav Harzdorf
  • 1877 Fa. Alban Kühnert
  • 1880 Fa. Carl Schönfeld
  • 1881 Fa. Richard Döring
  • 1882 Fa. Alban Aurich
  • 1883 Fa. F. O. Keinert
  • 1887 Fa. Franz Kühn
  • 1887 Fa. Ernst Vogel
  • 1888 Fa. Otto Lindner
  • 1896 Fa. Lothar Kutzschbach
mittig Schrepel & Kutzschbach, rechts Alban Aurich, oben Nudelfabrik Ottomar Liebers, darüber Harzdorf & Meissner

Aus der Fa. Gustav Harzdorf wurde später die Fa. Walter Geißler, aus der Fa. Otto Lindner wurde die Fa. Albin Hantzsch und aus der Fa. Richard Döring die Fa. Friedrich Vogel.

Durch den industriellen Aufschwung stieg die Zahl der Einwohner rasch auf über 7.000 Einwohner an.

Für das Jahr 1921 wird die Bedeutung der Hartmannsdorfer Industrie daran deutlich, das eine eigene Publikation über Hartmannsdorf im Rahmen einer Broschürenreihe “Weltplätze des Handels und der Industrie” des Monos Verlages Berlin erschein, die Broschüre steht im Bereich Download auf dieser Seite zur Verfügung.

In den Zeiten des 1. Weltkrieges und der Weltwirtschaftskrise als auch des 2. Weltkrieges litten auch die Hartmannsdorfer Unternehmen unter den allgemein vorherrschenden Problemen, wie insbesondere Materialknappheit aber auch einen Mangel an Arbeitskräften. Während des 2. Weltkrieges kamen in vielen Hartmannsdorfer Unternehmen auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zum Einsatz, es handelte sich hier im wesentlichen um französische Kriegsgefangene, jedoch auch einige englische und russische Kriegsgefangene. Von französischen Kriegsgefangenen wird aus deren späteren Erzählungen überliefert, dass die Hartmannsdorfer die Kriegsgefangenen sehr gut behandelt hätten, soweit man dies unter den damaligen Umständen so beschreiben kann. Die Thematik Stalag ist im Museum noch gesondert thematisiert und es findet sich dazu am ehemaligen Standort der Fa. Reh eine Gedenktafel für einen ehemaligen französischen Kriegsgefangenen, dessen Nachfahren den Kontakt nach Hartmannsdorf gesucht haben.

Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte zunächst eine Wiederbelebung der Hartmannsdorfer Unternehmen, dem folgte dann aber bald die Teilverstaatlichung und Vollverstaatlichung einschließlich der kompletten Zwangskollektivierung der Bauern, die bereits 1961 abgeschlossen war. Die Textilindustrie war während der DDR-Zeit der prägende Unternehmenszweig im Ort. Hervorzuheben daneben ist noch insbesondere die Produktion von Radiogeräten bei der Fa. Goldpfeil.

Neben diesen großen Unternehmen überlebten aber auch während der DDR-Zeit viele Handwerker in ihren Betrieben und weitere Unternehmen, die es auch heute noch gibt (nachfolgende Bilder zu Hereiha (Hermann Reichenbach Hartmannsdorf)) und die mittlerweile auf teilweise über 100 Jahre Betriebstätigkeit zurückblicken können.

Mit dem Ende der DDR kam es nach 1990 zu einem nochmaligen industriellen Aufschwung in der Gemeinde. Viele in der DDR enteignete Firmen versuchten nochmals den Neustart bzw. gründeten sich viele Handwerksbetriebe etc. neu oder ebenfalls aus einer früheren Tradition heraus wieder. Besonders entscheidend für die Entwicklung des Dorfes war jedoch die durch den damaligen Bürgermeister Fritz Peter Weigert vorangetriebene Errichtung eines Gewerbegebietes und die unbürokratische Ansiedlung von Unternehmen, wie u. a. der KOMSA, der SLG oder auch des Modehauses KRESS

und vieler anderer Firmen und Handwerker, die noch heute ihren Sitz innerhalb des mittlerweile mehrfach erweiterten Gewerbegebietes haben und wo für Hartmannsdorf die Besonderheit besteht, dass vor allem im wesentlichen hier im Ort sich die Firmenzentralen befinden, was eine untypische Situation für die östlichen Bundesländer darstellt. Aus dieser erfolgreichen Entwicklung des Gewerbegebietes und der ebenso erfolgreichen Fortsetzung einer wirtschaftsfreundlichen Gemeindepolitik unter dem darauf folgenden und noch immer amtierenden Bürgermeister Uwe Weinert gelang es, Hartmannsdorf zu einer der vom Pro-Kopf-Steuereinkommen reichsten Gemeinden Sachsens zu machen, in der aktuell über 4.000 Arbeitsstellen in mehreren 100 Unternehmen vorhanden sind. Der sich durch diese Unternehmen und die Arbeit der Beschäftigten ergebende Wohlstand der Gemeinde kommt letztendlich wiederum über entsprechende gemeindliche Investitionen in die soziale und Infrastruktur als auch die Unterstützung der Familien, Vereine etc. jedem in Hartmannsdorf zugute.

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