|
Im darauffolgendem Frühjahr wurde in 8 Wochen die alte Kirche abgetragen und die Steine dann für den Wegebau zur neuen Kirche verwendet!Der Kirchenbau war nicht unumstritten. Er wurde für zu großspurig und zu teuer empfunden.Es gab Proteste von der Kommune und den Sozialdemokraten, sowie Diebstahl von Bauplänen. Es mußte ein Nachtwächter angestellt werden. Die hohen Kosten von 154514,15 RM deckte ein Kredit von 129000 RM auf 64 (69) Jahre ab, mit 4% Verzinsung, das sind auch noch 2096 RM pro Jahr, den Rest erbrachten Spenden. Der Kredit blieb über die beiden Weltkriege hinweg bestehen und konnte erst Anfang der 60er Jahre getilgt werden. Der damals beim Bau im Ort künstlich erzeugte Mißmut war ab dem Tag der feierlichen Glockenweihe (28. Aug. 1894) in große Freude umgeschlagen, schrieb der damalige Pfarrer Trautloff.Die Kirche wurde als dreischiffige Hallenkirche mit Betonung von Hauptschiff und Mittelachse gebaut; für 800 Sitzplätze, heute auf 700 reduziert. Es ist ein Rohziegelbau mit Ullersdorfer Klinkern verblendet, mit Glasursteinen an den Ecken belebt, verziert unter mäßiger Verwendung von Sandstein an Simsen und Auflagen.Aus der alten Kirche konnten die Glocken, Turmuhr und Orgel nicht wieder verwendet werden. Auch der alte romanische Taufstein kam an andere Standorte. 2020 konnte er von einer Kirchgemeinde, wo er nicht mehr bebraucht wurde, wieder zurückgeholt werden und hat nun doch noch einen Platz in unserer Kirche gefunden.Die neuen drei Bronzeglocken, in Des-F-As, wurden in Dresden in Anwesenheit der Kirchenvorsteher von der Fa. Bierling gegossen. Der Klang war hervorragend und dadurch wurde das Geläut im Ersten Weltkrieg vor der Abgabe an die Militärführung geschützt. Dafür mußten die Orgelprospekt-pfeifen aus Zinn abgegeben werden. Im Zweiten Weltkrieg half das leider nicht noch einmal. Zwei Glocken wurden 1942 an Ort und Stelle zerschweißt und abgegeben, nur die kleinste konnte bleiben. Erst 32 Jahre später unter Pfarrer Chr. Lüke, 1974 zum 80. Kirchweihfest, erklangen wieder drei Glocken vom Turm. Sie konnten von Gemeinden aus der Umgebung, die sie nicht mehr benötigten, abgekauft werden. Das jetzige Geläut erklingt etwas höher mit E-Gis(As)-H.Die Turmuhr fertigte die noch bestehende Leipziger Fa. Zachariä. Bis 1985 mußten täglich die drei Gewichte für den Gang, den Viertel- und den Stundenschlag aufgezogen werden. Dann erhielten wir von unserer damaligen Partnergemeinde Lüne bei Lüneburg eine neue Läuteanlage mit elektrisch/ mechanischer Schaltuhr der Fa. Hörz, die auch neue Motoren für den Glocken- und Zeigerantrieb steuerte. Die mechanische Turmuhr wurde stillgelegt. Im Frühjahr 2020 wurde der eiserne Glockenstuhl ausgebaut und durch einen hölzernen Glocken-stuhl ersetzt. Schäden durch Treibrost an den Vernietungen und die Übertragung von Schwingungen auf das Turmmauerwerk sollten beseitigt werden. Eine digitale programmierbare Uhr steuert jetzt das Geläut und den Zeigerantrieb. Ab dem 18. Aug. 2020 wurde wieder regelmäßig geläutet. Es ergab sich auch ein schöneren Klang.Die pneumatische Orgel baute die Fa. Jehmlich aus Dresden mit 2 Manualen, Pedal und 21 Registern. 1955 wurde sie so verändert, daß etwa alle klassischen Musikstile erklingen können.Einige romantische Register wurden entfernt, andere Register eingefügt und der Spieltisch von der Orgel abgesetzt, damit der Kantor gleichzeitig den Chor dirigieren konnte.Ein Teil der Orgel ist weiter hinten in einem Turmgewölbe, sodaß ein Echo- und Doppelchoreffekt erreicht werden kann. Sie hat jetzt 32 Register und 2003 Pfeifen.Vier größere dreiflammige Gaslampen an der Brüstung der Empore und weitere kleinere erhellten ursprünglich bei Bedarf die Kirche. Die Lampen wurden 1929 auf elektrische Leuchten umgebaut und um drei große Kronleuchter erweitert. Den Blasebalg der Orgel füllt seit dieser Zeit ein Elektromotor-gebläse. Die Arbeit des Bälgetreters war damit zu seinem Bedauern beendet. Ebenfalls wurde noch die erste elektrische Läuteanlage (der Fa. Bockelmann & Kuhlo, aus Herford) eingebaut. Bis dahin wurden die drei Glocken von Hand mit langen Seilen von weiter unten gezogen.Damals das Modernste war eine Dampfheizung der Fa. Martini aus Leipzig, noch heute in Betrieb. (Die Dampfkessel mußten aber mehrfach erneuert werden.)Die Bauarbeiten wurden möglichst an ortsansässige Handwerkerfirmen vergeben, wie Dachdecker- und Tischlerarbeiten. Für die Maurerarbeiten erhielt aber die Fa. Poser aus dem Nachbarort Limbach den Zuschlag und nur für größere technische Sachen wurden auswärtige Firmen beauftragt.Den 2. Weltkrieg hatten die Kirche und der Ort relativ glimpflich überstanden. Aber die Zahl der gefallenen Soldaten war viel höher als im 1. Weltkrieg, wo schon über 200 Hartmannsdorfer fielen, siehe auch das Denkmal vor der Kirche. Auch zwei Pfarrer und der Kirchner kamen ums Leben. In der Kirche gingen einige große Fenster durch Beschuß zu Bruch, einige Einschüsse und Durchschüsse mußten repariert werden. Durch die nachfolgende amerikanische und kurz danach die russische Besatzung wurde das kirchliche Leben nicht gestört.Bis 1965 bestand die Kirche etwa im Originalzustand. Dann kam am 12. Dez. 1965 das schlimme Ereignis eines Dachstuhlbrandes durch Überhitzung des Schornsteins. Ein anliegender Balken hatte Röstkohle gebildet und sich entzündet. Dank dem Einsatz von 12 Feuerwehren aus Hartmannsdorf und der Umgebung, konnten das Gewölbe und der Turm gerettet werden. Das Dach wurde bald, vereinfacht und mit stählernem Dachstuhl versehen, wieder aufgebaut. Dann mußte innen noch vieles aufgearbeitet werden. Es wurde der Anlaß zu einer größeren Modernisierung, etwa so wie wir die Kirche jetzt vorfinden: helle Wandfarben, die Zierbemalungen entfernt, das Holz der Bänke und Emporen aufgehellt durch Abbeizen und den Altarraum komplett neu gestaltet. Neuer Altar, neue Fenster, neue Kanzel und neues Lesepult, Altarschranken entfernt. Die gesamte Elektrik wurde erneuert und dabei auch die alten, schmiedeeisernen und mit Kupfer verzierten Kronleuchter von 1929 entfernt und durch einfache moderne Pendelleuchten ersetzt. |